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Wenn der Kopf nie Pause macht – und niemand sieht’s

Aktualisiert: 4. Apr.

Gedanken über etwas, das keinen Namen hatte – bis man irgendwann wusste, dass es „Mental Load“ heißt.


Manchmal schaut man einen Menschen an – vielleicht das eigene Kind, vielleicht einen Lehrling, vielleicht einfach nur jemanden, den man liebt –und denkt:


„Was ist eigentlich los mit dir?“


Er oder sie wirkt ruhig. Aber irgendetwas ist anders. Der Blick ist nicht mehr ganz da. Die Stimme vorsichtiger. Die Antworten kürzer. Und wenn man fragt:


„Geht’s dir gut?“ kommt oft nur ein leises

„Ja“ – oder ein:

„Ich bin einfach nur müde.“


Aber diese Müdigkeit ist keine vom Laufen, keine vom Sport, keine vom Zu-viel-Arbeiten.

Es ist diese ganz andere Art von Müdigkeit. Die aus dem Kopf kommt. Die sich zwischen Gedanken, Erinnerungen und Aufgaben festsetzt. Die nichts mit Schlaf zu tun hat – sondern mit dem Gefühl, ständig an alles denken zu müssen.


Irgendwann hat dieses Gefühl einen Namen bekommen. Mental Load.


Ein Begriff, der wie aus der Wirtschaft klingt. Aber eigentlich etwas ganz Alltägliches beschreibt. Diese unsichtbare Last im Kopf. Dieses ständige Planen, Erinnern, Überprüfen, Koordinieren.


Bei Erwachsenen ist es oft:


„Ich darf den Zahnarzttermin nicht vergessen.“ „Ich muss noch einkaufen, obwohl ich gar nicht weiß, was.“ „Die Kinder brauchen neue Schuhe.“ „Der Geburtstag von Oma ist nächste Woche – ich muss noch…“


Aber bei Jugendlichen beginnt das längst auch:


„Hab ich das Referat gespeichert?“ „Was, wenn ich den Bus morgen wieder verpasse?“ „Ich hab noch nicht zurückgeschrieben.“ „Meine Eltern streiten schon wieder – ich muss mich kümmern.“ „Ich will niemanden enttäuschen.“ „Ich will nicht auffallen.“ „Ich will einfach, dass es aufhört.“


Und irgendwann merkt man: Da denkt jemand den ganzen Tag, ohne dass er je zur Ruhe kommt. Man sieht es oft nicht. Weil alles funktioniert. Weil der Mensch pünktlich ist, freundlich, organisiert. Oder weil er so still geworden ist, dass man glaubt, es sei alles in Ordnung. Aber innerlich läuft ein Film. Ohne Pause. Ohne Abspann. Und wenn man abends im Bett liegt, fängt er nochmal von vorne an.


Ich glaube, das ist die Art von Erschöpfung, die schwer zu greifen ist. Weil sie keinen sichtbaren Grund hat. Weil kein Bein gebrochen ist, kein Fieber gemessen werden kann, keine Entschuldigung geschrieben wird.


Aber sie sitzt tief. Und sie macht müde. Nicht nur den Körper – sondern das ganze Innere.

Diese ständige Wachsamkeit, das innere Abhaken, das Vorausdenken, das Nicht-vergessen-Dürfen –es nimmt einem die Luft zum Atmen, auch wenn niemand das merkt.


Ich erlebe oft junge Menschen, die genau daran langsam zerbrechen. Nicht laut. Nicht plötzlich. Sondern so, wie ein Tischtuch zerreißt, das man jeden Tag an derselben Stelle ein kleines Stück spannt. Sie verlieren die Freude. Sie verlieren den Überblick. Und irgendwann verlieren sie sich selbst.


Und wenn man sie dann fragt:


„Warum sagst du denn nichts?“ sagen sie oft: „Weil es alle anderen ja auch schaffen.“ „Weil es nichts bringt.“ „Weil ich nicht will, dass jemand denkt, ich sei schwach.“


Ich weiß nicht, wie viele Menschen mit Mental Load leben. Aber ich glaube, es sind viele. Vielleicht viel mehr, als wir denken. Und vielleicht sind es oft gerade die, die nie sagen, dass sie etwas belastet.


Weil sie gelernt haben, zu funktionieren. Weil sie niemandem zur Last fallen wollen. Weil sie still ihre Listen im Kopf führen – und hoffen, dass irgendwann jemand fragt, was eigentlich auf all diesen Listen steht.




 
 
 

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